Station 8: BIODIVERSITÄTSSCHUTZ ALLGEMEIN

Hinweis: Alle Formulierungen sind geschlechtsneutral zu verstehen!

Die Biodiversität unserer Erde nimmt ab, und dieser Rückgang zieht eine Reihe an äußerst unerfreulichen Nebenwirkungen nach sich. Was also kann getan werden, um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und Biodiversität zu schützen? Der hier beginnende und letzte Teil der Rallye stellt Lösungsansätze auf verschiedenen Ebenen vor. Zunächst soll es darum gehen, mit welchen Maßnahmen Biodiversität ganz allgemein – sei es in einer Mittelstadt wie Hofheim oder einem Regenwaldgebiet wie dem Amazonas – erhöht werden kann. 

Im Laufe der Rallye ist bereits klar geworden, dass das derzeitige Massensterben eine Vielzahl an Ursachen hat, die jeweils eigene Lösungsansätze erfordern. Soll an einem bestimmten Ort die Biodiversität erhöht werden, ist also in der Regel nach einem komplexen Maßnahmenbündel zu suchen. Dieses Bündel sollte eine Antwort darauf geben, wodurch die Artenvielfalt vor Ort bedroht wird und welche Voraussetzungen die heimischen Lebewesen benötigen. Für alle Ursachen des gegenwärtigen Biodiversitätsrückgangs trifft zu, dass die Vorgänge durch eine steigende Zahl an wissenschaftlichen Experimenten und Publikationen immer besser verstanden und immer mehr Lösungsansätze aufgeworfen werden – Wir wissen also, was zu tun ist!

Habitatsfragmentierungen beispielsweise bedrohen Lebewesen, indem sie Lebensräume in immer kleinere “Inseln” zersplittern und Bewegungsradien einschränken. Ein Lösungsansatz, der immer mehr Aufmerksamkeit erhält, ist der Bau sogenannter “Habitatsbrücken” – gezielt gestaltete Übergänge, die eine Verbindung zwischen zwei (oder mehr) ansonsten isolierten Fragmenten herstellen sollen. Diese Übergänge können, wie das folgende Bild zeigt, die Form eines Korridors oder sogenannter “Stepping Stones” haben, um keine Barriere innerhalb des zwischen den Inseln liegenden Lebensraums zu errichten. Untersuchungen zeigen, dass das Anlegen von “Stepping Stones” (also beispielsweise das Verbinden zweier isolierter Waldstücke durch die Aufforstung weiterer Bäume) wesentlich zum Erhalt der dortigen Biodiversität beitragen kann (43). Eine Studie in der chinesischen Stadt Shenzen kam zu dem Ergebnis, dass Habitatsbrücken gerade in asphaltdominierten Städten gewaltiges Potenzial besitzen (44). In Hofheim könnte das Pflanzen neuer Bäume beispielsweise zum Verbinden schon vorhandener Bäume (und somit Lebensräume anderer Lebewesen) beitragen.

Maßnahmenbeispiel 1: Das Anlegen von Habitatsbrücken. Prominent sind in Mitteleuropa sogenannte „Grünbrücken“ über Autobahnen.

Eine weitere Maßnahme, die weltweit bereits umgesetzt wird, sind Ökosystemrestaurierungen – also die Wiederherstellung ursprünglicher, nicht menschlich veränderter Lebensräume. Ökosystemrestaurierungen werden als zentrale Naturschutzstrategie gesehen, indem beispielsweise ein begradigter, umgeleiteter und mit Schleusen ausgestatteter Fluss in ein vielfältiges Gewässer mit unterschiedlichen Fließgeschwindigkeiten, Wassertiefen und Untergründen verwandelt wird. Einfach ist das in der Praxis nicht: Renaturierungen konkurrieren in der Regel mit der derzeitigen Nutzung einer Fläche (also beispielsweise effektivem Schiffsverkehr auf dem begradigten Fluss) und führt nahezu nie zu einem Anstieg aller ausgeübten Ökosystemdienstleistungen (45). 

Maßnahmenbeispiel 2: Ökosystemrestaurierungen. Hier beispielhaft die renaturierte Nidda bei Frankfurt-Nied.

Zu weiteren Maßnahmen, die weltweit beliebt und gleichzeitig wirkungsvoll sind, zählen das Anlegen von Wildnisgebieten oder Nationalparks sowie Reisekontrollen zur Einschränkung Invasiver Arten. An welchen Orten Maßnahmen besonders angebracht und drängend sind, kann auf einer Reihe von Wegen ermittelt werden. Mit der Formulierung von “Biodiversitätshotspots” wurde eine davon bereits zu Beginn der Rallye vorgestellt. Eine weitere ist das Führen sogenannter “Roter Listen”, die vor dem Aussterben bedrohte Lebewesen sammeln und die dahinterstehenden Prozesse dokumentieren. Die bekannteste Rote Liste wird von der International Union for Conservation of Nature (IUCN) geführt, ist online einsehbar (46) und teilt alle bekannten Arten in neun Kategorien ein: Not Evaluated (nicht untersucht) , Data Deficient (zu wenige Daten), Least Concern (nicht gefährdet), Near Threatened (beinahe gefährdet), Vulnerable (anfällig), Endangered (konkret gefährdet), Critically Endangered (extrem gefährdet), Extinct in the Wild (in der Wildnis nicht mehr anzutreffen) und Extinct (ausgestorben). Von den bislang untersuchten 142.500 Arten sind 28 Prozent (mehr als 40.000 Arten) vom Aussterben bedroht – ein Prozentsatz, der sich gut mit den zu Beginn vorgestellten IPBES-Schätzungen (“Eine Million ALLER existierender Arten vom Aussterben bedroht”) deckt. Konkret sind beispielsweise 41 Prozent der Amphibien, 26 Prozent der Wirbeltiere, 21 Prozent der Reptilien und 13 Prozent aller Vögel bedroht (46).

Alle verwendeten Quellen haben wir in folgendem, jederzeit öffentlich einsehbaren Dokument zusammengefasst: YOUTOPIA-Stadtrallye Quellen