Hinweis: Alle Formulierungen sind geschlechtsneutral zu verstehen!
Während die fünf großen Massenaussterben der Vergangenheit durch Asteroideneinschläge, Vulkanausbrüche und Klimaextreme verursacht wurden, ist es dieses Mal in erster Linie eine einzelne Spezies, die für einen Rückgang der Artenvielfalt sorgt: Der Mensch. Insbesondere seit dem 19. Jahrhundert hat der homo sapiens durch seine steigende Gestaltungsmacht und Bevölkerungszahl einen Einfluss auf das Leben der Erde gewonnen, der in der Geschichte unseres Planeten beispiellos ist (wenngleich durchaus zurecht angemerkt werden könnte, dass schon die Besiedlung neuer Kontinente stets mit dem Aussterben zahlreicher Arten – insbesondere großer Tiere – einherging (30)). Wie genau sorgen unsere Aktivitäten und Errungenschaften, die zweifellos große Fortschritte mit sich gebracht haben, für einen Rückgang der Artenvielfalt?
Biodiversität wird in diesen Jahren unter anderem bedroht durch …
Verlust von Lebensräumen: Wir Menschen haben uns über den gesamten Planeten ausgebreitet. Wir benötigen Platz für Wohnraum, Landwirtschaft und Industrie, weshalb mehr und mehr Flächen benötigt und Lebensräume für Tiere und Pflanzen zerstört oder umgestaltet werden. Auf Borneo und Sumatra wird der Regenwald beispielsweise immer weiter für Palmölplantagen abgeholzt – eine große Gefahr für die dort lebenden, mittlerweile vom Aussterben bedrohten Orang-Utans (31).
Fragmentierung von Lebensräumen: “Fragmentierung” meint die Zersplitterung eines Lebensraums in mehrere, immer kleinere Bereiche. Der Bau von Städten, Straßen oder Eisenbahnstrecken sorgt dafür, dass Lebensräume in immer mehr dieser kleinen “Inseln” zersplittert werden – an die Stelle von großen, zusammenhängenden Wäldern sind in vielen Fällen beispielsweise winzige Habitatsinseln getreten. Dies ist besonders für Arten mit einem großen Bewegungsradius problematisch. Achte auf dem Weg zur nächsten Station einmal darauf, wie klein Biotopsinseln (Ansammlungen von Bäumen, Blumenbeete, Gebüsch, …) in einer Stadt wie Hofheim sind! Fragmentierung betrifft auch die Orang-Utans auf Borneo: Der Regenwald wird durch die Abholzung in einzelne Abschnitte unterteilt, sodass es immer größere Lücken im Wald und auch zwischen einzelnen Waldabschnitten gibt. Orang-Utans können oftmals nicht von Abschnitt zu Abschnitt gelangen und somit nicht aufeinandertreffen. Fortpflanzung kann nur innerhalb eines kleinen Gebietes passieren.
Klimawandel: Die vom Menschen verursachte Klimaerwärmung (32) läuft oftmals schneller ab, als es Arten schaffen, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen oder in ein Gebiet mit für sie geeignetem Klima umzusiedeln. Ebenso nehmen Extremereignisse wie die australischen Waldbrände in den Jahren 2019 und 2020 zu, bei denen schätzungsweise 3 Milliarden Tiere starben oder aus ihrem Lebensraum vertrieben wurden (33). Werden Arten durch die Klimaerwärmung gezwungen, ihren Verbreitungsraum entweder polwärts oder in höher liegende Gebiete zu verschieben, wird diese “Wanderung” durch die zu durchquerende, zersplitterte und homo-sapiens-dominierte Landschaft zusätzlich erschwert.
Invasive Arten: Invasive Arten sind Lebewesen, die (z.B. durch Gütertransporte oder als “blinder Passagier von Reisenden”) in ein neues, artfremdes Gebiet gelangen und dort heimischen Ökosystemen schaden. Die Zahl Invasiver Arten nimmt durch den stark zunehmenden Verkehr von Menschen und Gütern immer weiter zu – die Erde ist zu einem biologischen Superkontinent geworden, auf dem alleine Containerschiffe jeden Tag 10.000 Arten in ihrem Ballastwasser an neue Orte transportieren (27). Das drüsige Springkraut wächst beispielsweise ursprünglich in Asien, ist aber mittlerweile auch in Deutschland und ganz konkret in Hofheim verbreitet. Es wächst recht schnell, breitet sich rasch aus und kann bis zu 2 Meter hoch werden – somit nimmt es kleineren Pflanzen das Licht weg und verdrängt andere Arten in seiner Umgebung. Die Stadt Hofheim muss sich neben dem Drüsigen Springkraut mit einer Reihe weiterer Invasiver Arten auseinandersetzen, darunter dem Götterbaum, der Nilgans, dem Signalkrebs oder dem Riesenbärenklau (34).
Überjagung: Überjagung meint, dass eine Art stärker gejagt wird als sie sich reproduzieren kann und somit der Bestand gefährdet ist. Ein großes Problem hierbei ist die Überfischung der Weltmeere: Dem WWF zufolge galten 2018 weltweit 33% der kommerziell genutzten Fischbestände als überfischt und 60% als maximal genutzt (35). Ebenso ein großes Problem stellt der Wildtierhandel dar, der jedes Jahr mehrere Milliarden Euro Umsatz generiert und daher einer der größten Schwarzmärkte der Welt ist (36). Tiger werden immer noch und vor allem in Asien gehandelt. Ob für Medizin, zum Verzehr oder auch als Glücksbringer – das Fell, Fleisch und die Knochen sind sehr begehrt. In freier Wildbahn ist die Zahl auf weniger als 4000 Tiere gesunken (37).
Weitere Prozesse, die zum Rückgang der Artenvielfalt beitragen, sind der Eintrag von Chemikalien in die Umwelt, Lichtverschmutzung, die Veränderung von Wasser- und Nährstoffkreisläufe sowie die gezielte Umgestaltung von Lebensräumen (beispielsweise die Begradigung und Vereinheitlichung eines Flusses).
In unseren YOUTOPIA-Magazinen nehmen wir in jeder Ausgabe einen dieser Prozesse näher unter die Lupe. Schau gerne einmal rein, wenn du hierzu noch mehr erfahren möchtest!
Alle verwendeten Quellen haben wir in folgendem, jederzeit öffentlich einsehbaren Dokument zusammengefasst: YOUTOPIA-Stadtrallye Quellen