Hinweis: Alle Formulierungen sind geschlechtsneutral zu verstehen!
Bevor aktuelle Trends und Vorgänge näher thematisiert werden können, ist noch eine letzte grundlegende Frage zu klären: Wie viele Arten gibt es eigentlich? Mit wie vielen “Mit-Lebewesen” teilen wir uns unser Zuhause, den von uns benannten Planeten Erde inmitten des Sonnensystems?
Weltweit sind derzeit etwa 1,8 Millionen Arten beschrieben. Das ist eine beeindruckende Zahl: Als der Schwede Carl von Linné im 18. Jahrhundert die bis heute gültige “binäre” Namensgebung für Lebewesen entwickelte (jede Art erhält demzufolge einen zweiteiligen Namen – in unserem Fall homo sapiens -, wobei der erste Teil für die Gattung und der zweite für die Art steht), waren seiner Generation gerade einmal 15.000 Tier- und Pflanzenarten bekannt (13). Überraschenderweise gibt es auf die Frage, wie viele Arten es denn tatsächlich gibt, keinerlei klare Antwort. Wissenschaftliche Forschung konnte bislang bloß den Fakt festhalten, dass wir nur einen Bruchteil aller Arten überhaupt kennen und beschrieben haben. Die Schwierigkeiten beginnen bereits mit der Frage, was eine “Art” denn überhaupt ist: Ein Artikel listet ganze 26 unterschiedliche Konzepte auf, wie eine Spezies von anderen abgegrenzt werden kann (14), basierend beispielsweise auf dem Fortpflanzungsverhalten oder der evolutionären Abstammung (15).
Je nach Methode und Definition wird die Anzahl aller Arten auf 3 bis 100 Millionen geschätzt; ein Großteil der Schätzungen befindet sich im Bereich zwischen 5 und 20 Millionen (16). Solche Schätzungen kommen durch eine Vielzahl von Ansätzen zustande, bei denen es im Kern darum geht, Informationen über die bereits beschriebenen Arten zur Berechnung der noch unbekannten zu nutzen. In vielen Ökosystemen konnte eine feste Relation zwischen der Anzahl zweier Klassen an Lebewesen (also zum Beispiel Gefäßpflanzen und Ameisen) festgestellt werden. Ist die Anzahl der leichter zu zählenden Pflanzenarten bekannt, kann daraus auf die Anzahl an Ameisenarten geschlossen werden (16). Je höher die Zahl der Pflanzenarten, desto höher auch die Zahl der Ameisenarten – diese Faustregel gilt tendenziell auch für jedes noch so kleine Biotop und somit auch diesen Hofheimer Stadtpark!
Eine häufig zitierte Studie aus dem Jahr 2011 verfolgt einen anderen Ansatz: Bei einer Einsortierung von 1,2 Millionen bereits beschriebenen Arten in die klassische (und auf Linné zurückgehende) Einteilung Reich-Stamm-Klasse-Ordnung-Familie-Art konnte beobachtet werden, dass zwischen der Anzahl höherer “Taxa” (also zum Beispiel einer Klasse oder Ordnung) und der Anzahl einzelner Arten ein auffälliger Zusammenhang besteht, der in allen gut beschriebenen Klassen nachweisbar ist (16). Die Autoren übertrugen diese Relation auf weniger gut beschriebene Fälle und leiteten über die deutlich einfacher zu bestimmende und oftmals bekannte Anzahl der Klassen oder Ordnungen die Anzahl der tatsächlichen Arten her. Das Ergebnis: Auf der Erde leben 8,7 Millionen Arten, 2,2 Millionen davon im Meer. Diese Schätzung würde bedeuten, dass fast 90 Prozent aller Arten noch nicht beschrieben wurden!
Alle verwendeten Quellen haben wir in folgendem, jederzeit öffentlich einsehbaren Dokument zusammengefasst: YOUTOPIA-Stadtrallye Quellen